Re: Katze von Freundinn-plötzlich Epilepsie?
Unkontrollierter Harnabsatz kann wohl zum klinischen Bild der Anfälle gehören. Ich zitiere mal (Kraft/Dürr, Katzenkrankheiten, 5. A., S. 1088f):
"Auf häufigsten werden generalisierte Anfälle gesehen, die meistens dem Grand-Mal-Typ entsprechen: einer prodomalen Phase und Aura [...] folgt der eigentliche Iktus [...]. Der Iktus ist durch tonisch-klonische Krämpfe und Bewusstseinsstörungen charakterisiert. In der tonischen Phase versteifen sich alle Extensormuskeln [...], in der klonischen Phase werden Lauf- und Kaubewegungen beobachtet. Gleichzeitig treten viszerale Symptome wie Salivation, Kot- und Harnabsatz auf. [...] Bei komplex fokalen Anfällenkönnen Bewusstseinsstörungen vorhanden sein. Sie werden auch als "psychomotorisch" bezeichnet, da Verhaltensstörungen beobachtet werden können (plötzliche "Absencen", Aggressivität, unmotiviertes Fauchen, zwanghafte Bewegungen wie Leck- und Kaubewegungen, "Running fit"). Fokale Anfälle können auch in generalisierte übergehen."
Zwar wird auf unkontrollierten Kot- und Harnabsatz explizit nur während der eigentlichen Krampfphase hingewiesen, aber sowohl in der postikteralen Phase bei den generalisierten Anfällen wird von Verhaltensänderungen (genannt wird hier das Beispiel Desorientierung und Heißhunger) berichtet, ebenso bei den zitierten fokalen Anfällen.
Ich würde daher nicht sogleich ausschließen, dass das Pinkeln zur postikteralen Phase oder zur Ausprägung eines fokalen Anfalls zählen könnte, da beides mit massiven Verhaltensveränderungen einher geht.
Natürlich wäre es - wie immer in solchen Fällen - auch sinnvoll, den Nieren-/Blasenbereich zu untersuchen, um diese körperlichen Ursachen auszuschließen (aber das brauche ich nicht extra zu erwähnen!).
Zur Ursache der Epilepsie: es gibt genetische Faktoren, aber auch erworbene E. (Kraft/Dürr a. a. O.). Bei der erworbenen E. sind starke Reize notwendig, um die bestehende Krampfschwelle zu erniedrigen und Anfälle auszulösen. Bekannte Faktoren sind metabolische Störungen, Veränderung des Neurotransmittermusters oder abnorme Elektrolytverteilung an der Zellmembran. Bei Katzen ist die symptomatische E. weitaus häufiger als die (ebenfalls mögliche) primäre (ideopathische) E., wobei bei ersterer eine organisch fassbare Läsion (intrazerebral oder außerhalb des Nervensystems) vorliegt. Bei letzterer gibt es Hinweise auf eine Läsion weder klinisch noch pathologisch. (Was dann irgendwie auch nicht weiter hilft, stelle ich mir vor.)
Bei ideopathischer E. wird mit Phenobarbital therapiert (Stand: 2003!), bei aktuellen Krampfanfällen wird Diazepam zur Krampfunterbrechung injiziert. Von anderen Antiepileptica als Diazepam für die Akutphase und Phenobarbital für die Langzeitbehandlung raten Kraft/Dürr a. a. O. ab.
Mehr kann ich leider auch nicht beitragen.
Wir drücken aber ganz doll die Daumen, dass es dem Mädel bald wieder besser geht bzw. dass sie auf ein entsprechendes Antiepilepticum schnell und gut eingestellt werden kann!!!
LG