Re: tauber kater mit psychischen "wunderlichkeiten"
Es kann unterschiedliche Gründe für so ein Verhalten geben. Zuerst fällt mir dazu ein: Veränderung des vorhandenen Umfeldes (wie nun durch den neuen Kleiderschrank -----> sofern der nicht komplett massiv ist, dünstet die Spanplatte aus; auch bei massivem Holz können die Mittel, mit denen es behandelt worden ist, und sei es ökologisch korrektes Wachs, dünsten und dem Katz auf den Keks gehen). Es können Kleinigkeiten sein, die uns gar nicht so wirklich auffallen, dem Katz aber eine Menge ausmachen. Das fängt beim Umstellen der Möbel an, geht über die Beschaffung eines neuen (= anders riechenden) Putzmittels bzw. auch bei Raumdüften bis hin zum neuen Partner, zu veränderten Arbeitszeiten des Dosenöffners ------ alles, was das Revier verändert, kann Angst machen und zu so massiven Reaktionen wie Urinieren und Koten an herausgehobenen Stellen (= Revier markieren, sich selbst Sicherheit und Schutz verschaffen; aus Katzensicht) führen.
Ein anderes Thema sind gesundheitliche Aspekte. Sollte bei dem Unfall mit den Schädelverletzungen auch das Hirn geschädigt worden sein, wäre der Weg zu einer Tierklinik notwendig, da nur dort die erforderliche Diagnostik vorhanden ist (MRT usw.). In erster Linie wäre das die Freie Universität, also die Tiermedizinische Fakultät in Düppel (Zehlendorf). In Marzahn gibt es wohl auch eine gut ausgestattete (wenngleich private) Tierklinik, die kenne ich aber nur aus dem Fernsehen (Vox: Menschen, Tiere und Doktoren). In Düppel war ich mit meinen Katzen schon häufiger und habe mich da auch gut aufgehoben gefühlt; trotzdem spielt auch eine Rolle, dass eine hirnmedizinische Diagnostik auch beim Tier aufwendig und im Zweifel teuer ist.
Ich halte aber eine verhaltensbezogene Problematik erstmal für wahrscheinlicher, zumal deine TÄin ja offenbar auch keine weitergehende organische Untersuchung für erforderlich hält, sonst hätte sie das schon empfohlen.
Verhaltensprobleme:
Nicht zuletzt sollte man bei einer älteren Katze auch an solche Zivilisationskrankheiten wie Demenz denken (Alzheimer usw.); was den Menschen trifft, kann auch das Katz treffen. Das scheint aber weder vom Alter her (mit ca. 10 Jahren ist Carlito ja offenbar eher ein rüstiger älterer Herr als ein taperiger Greis) noch betreffend das von dir geschilderte Verhalten zuzutreffen. Daher kehre ich mal zu meiner ersten Überlegung zurück: Veränderung im Revier oder im Alltag und daraus resultierende Angst.
Unser erster Kater war ein begnadeter Innenarchitekt: Nero gestaltete die Wände im Flur in massiver Weise um, indem er die Tapeten und den Putz von den Wänden kratzte, bis wir den Flur komplett sanieren ließen und auf die Tapeten endgültig verzichteten. Nero verzierte die Möbel mit tiefen und sehr kreativen Kratzern (eine Heidenarbeit von seiner Seite, aber mit Ausdauer und Präzision ausgeführt!). Nero bepinkelte unser Sofa, mein Bett, etliche andere Ecken und Kanten der Wohnung mit Wonne und System. Hintergrund war, wie ich letztlich denke, dass er (Fundtier) uns zwar als reine Wohnungskatze vermittelt wurde, im Grunde seines Herzens aber Freigänger war. Leider war ich zu der Zeit noch zu dumm, um solche Dinge zu wissen, und Nero arrangierte sich im Laufe der Zeit und wurde auch weniger freiheitsdurstig, aber wir hatten die ganze Palette: Feliway, Bachblüten, Homöopathie, Tierpsychologen. Im Ergebnis führte es zwar zu einem besseren Verständnis für die Katze (und wir hätten ihn eh nie mehr weggegeben!!!!!), änderte aber nichts daran, dass Nero auch immer mal wieder neben sich stand und austickte. Und außerdem war er weiterhin in Sachen Innenarchitektur unterwegs. Diese kreativen Köpfe.......
Möglichkeiten für Carlito:
1. Solltest du ihn insgesamt loswerden wollen, also keine Möglichkeit sehen, mit ihm weiter klar zu kommen, lies den Schutzvertrag genau durch: die Tierheime (und m. E. auch das TH Berlin) sehen meist ein Rückgaberecht bzw. eine Rückgabepflicht des Halters an das TH vor.
2. Feliway (beim TA oder z. B. auch bei eBay erhältlich; ein Pheromon, das für die Katze ein Wohlgefühl auslöst, im Steckdosenzerstäuber, kostet ca. 25-30 euro).
3. Bachblüten (auf Wasserbasis, ganz wichtig! Kann man in der Apotheke individuell zusammenstellen lassen und kommt dann ins Trinkwasser der katze; alternativ z. B. bei Fressnapf die entsprechenden vorgefertigten Mischungen als Globuli, z. B. gegen Angst; Kostet ca. 10 Euro).
4. Tierpsychologe. Die Tierärztekammer Berlin bietet einen Überblick über Tierärzte, die diesbezüglich spezialisiert sind. Wir hatten seinerzeit bei Nero zwei sehr nette und kompetente TÄinnen aus Schöneberg, soweit ich mich erinnere. Kostet allerdings deutlich teurer, ab ca. 100 euro.
5. - Anteilig - Gesunder Menschenverstand. In die Schuhe der Katze steigen, sich an ihre Stelle versetzen. Nicht einfach, erfordert viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen, kann aber funktionieren.
Das alles sind Ideen, keine Lösungen! Ansätze, die dir vielleicht etwas weiter helfen.
Wenn du mehr Einzelheiten schreibst, können wir hier im forum vielleicht auch mehr oder genauere Vorschläge machen.
LG