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 Blinder "Schreier" 
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Beitrag Blinder "Schreier"
Hallo,
ich bin heute zum ersten Mal hier und hoffe, dass evtl. einige von Euch einen guten Tipp haben:
Bei mir ist seit Dezember 2011 ein 13-15jähriger Kater. Er ist eine Fundkatze und wurde über den hiesigen Tierschutzverein an mich "vermittelt". Er ist durch seinen Bluthochdruck erblindet, hat eine hochgradige HCM, vermutlich Lungentumore und jetzt ist auch noch eine CNI diagnostiziert worden.

Das vorrangigste Problem bei ihm ist (die anderen bekomme ich durch Medis schon in den Griff), dass er Tag und Nacht schreit. Tagsüber ist es nicht so schlimm, aber nachts. Seit er bei mir ist, habe ich kaum eine Nacht länger als 3 - 4 Stunden geschlafen.
Auf der einen Seite kann ich es gut nachvollziehen, dass er schreit: Es ist die einzigste Art, die ihm jetzt noch zur Verfügung steht, um zu kommunizieren. Egal, wann er schläft bzw. aufwacht, es umgibt ihn immer Dunkelheit. Und um zu sehen, ob jemand da ist und antwortet, schreit er halt.

Ich habe noch vier Katzen außerdem und Gott sei Dank eine sehr große Wohnung mit Dachterrasse. Trotzdem sind die Reize, die Sascha (sein Name) zu verarbeiten hat, wesentlich geringer als die der anderen sehenden Katzen. Er ist fast 24 Stunden auf der Dachterrasse, liegt in der Sonne, sitzt einfach nur da und dreht sein Näschen in den Wind.

Dann bekommt er wieder "seine 5 Minuten", wird unruhig, läuft hin und her, und fängt an: erst gurrende Laute, die sich dann zu einem lauthalsen Schreien steigern. Ich habe jetzt angefangen, ihm auf Rat meines TAs Zylkene zu geben. Hilft ein wenig, finde ich, hat aber das Problem nur ein wenig "milder" gemacht, nicht gelöst.

Im Blick auf meine künftigen Nächte - und auch auf seine - bin ich für jeden Ratschlaf dankbar.

Claudia


2. April 2012, 16:52
Moderator
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Registriert: 23. Oktober 2010, 12:10
Beiträge: 786
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Beitrag Re: Blinder "Schreier"
Hallo Claudia,

du hast mein Mitgefühl. Mein alter Kater hat seinerzeit nach einem 24 stündigen Klinikaufenthalt mindestens ein Jahr lang jede Nacht geschrien. Ich bin dann manchmal mehrmals aufgestanden, hab ihn auf dem Arm durchs Haus getragen, das hat ihn beruhigt.

Dass Sascha auf Grund seiner Blindheit schreit, finde ich merkwürdig. Ich kenne das eher von tauben Katzen. Mein Blindi schreit nicht, aber vielleicht haben andere ja andere Erfahrungen. Du schreibst, Sascha ist fast rund um die Uhr aúf der Terrasse. Möchte er nicht ins Schlafzimmer oder darf er nicht? Ich kenne ihn ja nicht, nur sind unsere Katzen alle zufrieden, wenn sie auch nachts in unserer Nähe sein dürfen.

_________________
Liebe Grüße von Christel und ihren Samtpfötilis


2. April 2012, 18:26
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Beitrag Re: Blinder "Schreier"
Selbstverständlich darf er ins Schlafzimmer. Ich habe überall die Zimmertüren offen; die Katzis können und sollen auch überall hin, wenn sie mögen.

Jetzt, wo es noch so kalt in der Nacht ist, mache ich die Katzenklappe zur Dachterrasse noch zu. Und erst dann zieht sich Sascha zurück in die Wohnung. Ins Schlafzimmer geht er selten; am liebsten ist es ihm, wenn er sich in die Duschkabine im Bad zurückziehen kann. Seit ich gemerkt habe, dass er gerne dort ist, habe ich ihm die Dusche "ausgekleidet" mit Decken und weichen Handtüchern, so dass er ein richtiges Nest hat. Duschen tue ich jetzt in der Badewanne.... ;) ;) ;) ;)

Aber auch im Badezimmer schreit er. Ich glaube nicht, dass es wegen irgendwelcher Schmerzen ist. Und taub ist er auch nicht. Hatte ich auch erst gedacht. Aber er hört, wenn ich ihn rufe, wenn ich heimkomme und er was zu essen bekommt, wenn ich aufstehe etc etc etc. Wenn sein Napf gefüllt ist, schlage ich leicht mit der Gabel dagegen (Porzellan), und dann kommt er und hört so, wo ich den Napf hinstelle.

Claudia


2. April 2012, 19:30
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Beiträge: 1896
Beitrag Re: Blinder "Schreier"
Ich kenne das Problem, aber helfen kann ich dir leider auch nicht. Unser Opi Moritz hatte eine zeitlang auch solche Schreiattacken, die sich dann aber irgendwann von alleine wieder gegeben haben. Da war er so etwa 20 Jahre alt (er wurde stattliche 23), das ging auch über ein halbes Jahr und hat dann auch wieder aufgehört.
Ich vermutete bei ihm, dass er durch sein Alter manchmal desorietiert war und einfach nicht mehr wußte, wo er war. Wenn ich ihn auf den Arm genommen habe, hat es aufgehört und als er Nachts dann angefangen hat, bei meiner Tochter im Bett zu schlafen war zumindest Nachts dann wieder Ruhe.
Ich wünsche dir gute Nerven und drück dir die Daumen, dass das bald wieder aufhört. :daumen: :daumen: :daumen: :daumen:

LG Birgit

_________________
Birgit mit

Fiona, Baghira, Pepone, Merlin, Jamala, Bonny, Glöckchen, Lorena, Felicitas, Strich
und den Wuffis Bärchen, Peggy, Tara, Aiyana, Layla und Luna
Auch ein Tropfen hebt den Ozean


3. April 2012, 10:51
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Registriert: 1. November 2010, 18:50
Beiträge: 183
Beitrag Re: Blinder "Schreier"
War er vor Dir mit anderen Katzen zusammen ?
Wenn ja, könnte sein, daß er einsam ist.
Blindis schreien in der Regel nicht.
Alles Gute und liebe Grüße
Liane


3. April 2012, 13:43
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Registriert: 31. Oktober 2011, 23:24
Beiträge: 666
Beitrag Re: Blinder "Schreier"
Schreien bei älteren Katzen wird gelegentlich mit Demenz in Verbindung gebracht. Dass die Katze (eben wegen der Demenz) zeitweise desorientiert ist und auf diese Weise versucht sich zu orientieren oder sich bemerkbar zu machen bzw. Aufmerksamkeit zu erhalten.

Mertens schreibt in "Katzenkrankheiten" (Kraft/Dürr/Hartmann, 5. A. Alfeld 2003) im Kapitel "Verhaltensprobleme":

"Ein geänderter Schlaf-Wach-Rhythmus, vermehrte Aktivität, Gewichtsverlust und anhaltendes Vokalisieren sind gängige Symptome der Hyperthyreose. Wenn Schilddrüsenerkrankungen ausgeschlossen wurden, sollte Aufmerksamkeit heischendes Verhalten (s. Abschn. 7) oder feline kognitive Dysfunktion als Ursache in Erwägung gezogen werden. In diesen Fällen kann die medikamentöse Behandlung mit Selegilin, einem Monoamino-Oxydase-B-Hemmer, zu erheblichen Verbesserungen führen. Das Entstehen einer kognitiven Dysfunktion scheint im engen Zusammenhang mit der Ablagerung von beta-Amyoloid in bestimmten Gehirnregionen zu stehen. Die Bildung dieser dieser Amyloid-Plaques ist auch einer der neuropathologischen Vorgänge bei der Genese der Alzheimerschen Krankheit, die beim Menschen neben der vaskulären Demenz die häufigste Ursache für das Entstehen einer Demenz ist. Die Bildung der Amyloid-Plaques führt zur oxidativen Schädigung vor allem cholinerger Neuronen, die im Hippocampus und der Hirnrinde lokalisiert sind. Dadurch kommt es zur Verschlechterung der cholinergen Transmission." (S. 1352)

Zum Abschnitt 7 (Störendes Vokalisieren und Aktivitätsrhythmen):
"...Bevor davon ausgegangen werden kann, dass anhalltendes Vokalisieren ein reines Verhaltensproblem darstellt, müssen medizinische Ursachhen (z. B. Hyperthyreose) ausgeschlossen werden.
Die Behandlung dieser Probleme erfordert große Konsequenz von Seiten der Besitzer, da das konsequente Ignorieren einer vokalisierenden Katze in den frühen Morgenstunden nicht leicht fällt. Machen die Besitzer jedoch den Fehler beispielsweise nach 30 Minuten nachzugeben und die Katze zurecht zu weisen oder auszusperren, kann diese Reaktion der Besitzer als Aufmerksamkeit gewertet werden und bedingen, dass die Katze am kommenden MOrgen das störende Verhalten länger und intensiver ausführt, das es ab und zu zum gewünschten Erfolg führt. [...]

Behandlungsprinzipien für Aufmerksamkeit heischendes Verhalten
- Konsequentes Ignorieren des unerwünschten Verhaltens ..., um eine unbeabsichtigte Verstärkung zu vermeiden und eine sogenannte Auslöschung (Extinktion) zu erzielen.
- Gezielte Verstärkung erwünschter Verhaltensweise durch den Besitzer im Sinne einer Gegenkonditionierung (ein unerwünschtes Verhalten [Vokalisation] wird durch ein akzeptables Verhalten ersetzt [Objektspiel mit einem Gegenstand], das mit dem unerwünschten Verhalten unvereinbar ist). ..." (S. 1350f)

In gleicher Weise äußert sich Askew (Behandlung von Verhaltensproblemen bei Hund und Katze, 2. A. Berlin 2003) zum Umgang mit unerwünschtem Verhalten (auch durch Vokalisieren): konsequentes Ignorieren usw.

Die Tatsache der Sehbehinderung halte ich im allgemeinen nicht für einen ausschlaggebenden Faktor, dass eine Katze laut und anhaltend schreit oder miaut. Wenn es sich nicht um ein rassetypisches Verhalten handelt (wie z. B. bei Pfötchen, unserer dreibeinigen Siamesin: die hat nur zwei Arten der Lautäußerung: Schnurren oder Schreien *gg*) oder eben die Schilddrüsenproblematik im Raum steht, erscheint das laute Miauen oder Schreien einer hörenden Katze am häufigsten in Verbindung eben mit Demenz oder mit unerwünschtem Verhalten aufzutreten.

LG

_________________
Tini & Moodys Dreimäderlhaus

& die Sternchen Nicker, Nero & die Bezaubernde Jeannie


4. April 2012, 16:54
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